Hannah Lorenz (SV Bayerisch Eisenstein) kämpft sich nach schwerer Knieverletzung zurück an die Spitze (Bericht PNP)
Bayerisch Eisenstein. Es ist ein Albtraum für jeden Leistungssportler. Da wird man auf dem vorläufigen Karrierehöhepunkt von einer Verletzung gestoppt und muss sich wieder an die Spitze zurückkämpfen: Hannah Lorenz (16) muss diese Herausforderung derzeit meistern. Das Skilanglauf-Talent vom SV Bayerisch Eisenstein wurde zu Beginn der Saison von einer Knieverletzung ausgebremst. Mittlerweile ist sie wieder fit und arbeitet sich Stück für Stück Richtung Bestform. „Ich muss mich jetzt langsam wieder herantasten“, sagt die Gymnasiastin.
Kategorie: Langlauf
Von: Torge Windmüller
In Bestform hatte Hannah Lorenz vergangene Saison ihre größten Erfolge eingefahren, schaffte es in die Top sechs der nationalen Rangliste ihrer Altersklasse und belegte beim ebenfalls national ausgetragenen Deutschlandpokal sogar den zweiten Platz. Mit Leistungen wie dieser wurde sie in die Lehrgangsgruppe IIb des deutschen Skiverbandes berufen.
Doch aktuell hat ihr Körper mit Wachstumsproblemen und Überlastung zu kämpfen. „Man weiß nicht genau, was es ist, aber ich hoffe, dass es bald wieder weg geht“, sagt Lorenz. Derzeit versucht sie mit Physiotherapie und Kraftübungen ihren Körper weiter zu stabilisieren. Hannah Lorenz gibt alles, damit sie ihren Lieblingssport wieder in der Form ausüben kann, wie sie es schon seit Jahren tut. Seit 2017 läuft sie für den SV Bayerisch Eisenstein regelmäßig in Wettkämpfen mit. Im Verband und Verein ist man sehr stolz auf die Entwicklung der Nachwuchsläuferin.
„Sie ist ein großes Talent“, stellt Gerhard Fritz, Vizepräsident des Skiverbandes Bayerwald, fest. „Wir trauen ihr auf jeden Fall zu, irgendwann als Teil des Nationalkaders an Weltcups teilzunehmen.“ Ähnlich hört es sich bei Eduard Buyler an. „Hannah ist sehr fleißig und dabei immer freundlich“, sagt der Trainer. Langfristig traut er Hannah Lorenz die Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft zu. Die Athletin fühlt sich auch seinetwegen pudelwohl in ihrem Sport. „Ich bin hier gut aufgehoben und verstehe mich mit jedem richtig gut. Auch meine Trainer sind immer für mich da.“ Die Leidenschaft für das Skilanglaufen kam durch ihre Freunde zustande. „Die haben zu mir gesagt, dass ich einfach mal zum Langlauf-Training mitkommen soll. Das hat mir dann viel Spaß gemacht und seitdem gehe ich Langlaufen“, sagt Lorenz. Der Spaß steht für Lorenz an erster Stelle. Doch das Nachwuchstalent ist zu gut, um „nur zum Spaß“ mitzufahren. Meinten auch die Nachwuchs-Bundestrainer, die sie in die Nationalmannschaft beriefen. „Am Anfang war es etwas surreal, weil ich damit gar nicht gerechnet habe“, sagt Hannah. In die Saison war sie schließlich mit der Vorstellung reingegangen: „Ich renne halt einfach, mal schauen, was am Ende dabei rauskommt. Ich hätte niemals im Leben gedacht, dass es so gut wird“, sagt die Waldlerin.
Als Mitglied einer Lehrgangsgruppe nimmt Hannah Lorenz an DSV-Maßnahmen in ihrer Altersklasse teil. Besprochen werden dabei auch Dinge, die über das rein Sportliche hinausgehen. So gibt es im Rahmen der Lehrgänge Vorträge über den mentalen Weg zum Erfolg. „Die Lehrgänge sind echt cool, weil man da Leute aus ganz Deutschland kennenlernt und es viel Spaß macht, mit denen zu trainieren. Ich finde es auch gut, dass man von den Trainern viele Tipps bekommt und spezielles Technik-Training macht“, sagt Lorenz. Auch die Schattenseiten des Sports werden thematisiert. „Wir haben einen Vortrag zum Thema Doping bekommen. Also welche Medikamente erlaubt sind und welche nicht“, berichtet Lorenz.
Doch mit den Lehrgängen könnte es für Hannah Lorenz in der kommenden Saison wieder vorbei sein. „2023 wird es schwer, wieder für die Lehrgangsgruppe nominiert zu werden“, sagt die talentierte Läuferin. Der DSV stellt die Lehrgangsgruppen jedes Jahr neu zusammen. Dabei orientiert sich der Verband an den Positionen in nationalen Ranglisten und Wettbewerben. Durch ihre Verletzungspause hatte Hannah Lorenz anfangs des Winters wenig Chancen, sich durch gute Leistungen für eine erneute Nominierung zu bewerben.
Zusätzlich erschwert wird der Weg dahin von den älteren Teilnehmern im Feld. Die Wettbewerbe von Lorenz‘ Altersklasse erstrecken sich über zwei Jahrgänge. Hannah Lorenz ist ohnehin schon die Jüngste in ihrem 2006er Jahrgang, da sie erst am 30. Dezember Geburtstag hat. Nun muss sie sich auch noch gegen die Konkurrenz aus dem älteren Jahrgang durchsetzen. Manche der Kolleginnen haben schon die Volljährigkeit erreicht. „Die nächsten Deutschlandpokal-Wettbewerbe werden darüber entscheiden, ob ich wieder in die Lehrgangsgruppe reinkomme“, sagt Lorenz. Deshalb gibt sie momentan alles, um bei diesen Rennen in Topform zu sein. Beim Deutschlandpokal am 14. Januar feierte Hannah Lorenz ihr Comeback und schaffte es direkt unter die Top 20 der Rangliste. Die Aufholjagd hat begonnen.
Torge Windmüller